Ostern (Velikden = Großer Tag) ist in Bulgarien der wichtigste Feiertag für die orthodoxe Kirche.
In der zurückliegenden Geschichte durften die Bulgaren weder unter der osmanischen Herrschaft noch im Kommunismus religiöse Zeremonien und Bräuche feiern. Dennoch ist die Tradition trotz dieser Verbote geblieben und wurde über die ganze Zeit hinweg wie ein großer Schatz bewahrt. Als 1990 die Macht von BKP gebrochen war, fand vor der Kathedrale Alexander Newski in Sofia das erste Mal seit langer Zeit wieder eine große öffentliche Osterfeier statt.
Karsamstag 1.05.2021
Die Ostermesse am Karsamstag beginnt eine Stunde vor Mitternacht. In der Kirche wird vom Geistlichen eine Kerze angezündet. Von dieser Flamme entzündet jeder seine eigene Kerze und geht damit drei Mal um die Kirche herum. Anschließend wird die Kerze mit nach Hause genommen und brennt dann das gesamte Osterfest. Die Klöster waren zur osmanischen Zeit Ort des Widerstands und wurden deshalb seit jeher als ein Ort für Zusammenhalt gesehen. In allen Zeiten wurden hier festliche Ostermessen mit Prozessionen und Mitternachtsmessen zelebriert.
Gründonnerstag
Vor Ostern herrscht immer großer Trubel in den Familien. Es wird geputzt und viel gekocht. Am Gründonnerstag ist dann laut Brauch Arbeitsverbot und es werden nur noch die Eier gefärbt. Die Anzahl ist abhängig von den Familienmitgliedern. Das erste Ei wird immer rot gefärbt und symbolisiert somit das Blut Christi. Die älteste Frau in der Familie färbt das erste Ei in Rot. Danach zeichnet sie mit dem rotgefärbten Ei allen Kindern ein Kreuz auf die Stirn, was Gesundheit bringen soll.
Mittlerweile sieht man in Bulgarien auch Schokohasen in den Geschäften, traditionell isst man in Bulgarien allerdings einen Osterkuchen (Kosunak). Am Karfreitag wird das Kosunak gebacken. Der süße Zopf wird mit Mehl, Eiern, Zucker, Hefe und Rosinen angerührt und ist mit einem Rosinenzopf in Deutschland vergleichbar.
Ostersonntag
Die bulgarischen Kinder suchen keine Ostereier am Ostersonntag, sondern finden ein Ei unter ihrem Kissen und bekommen auch ein kleines Geschenk dazu. An dem Tag begrüßt man sich mit den Worten: „Christ ist auferstanden“ (Christos voskrese) und man antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden“ (Woistina woskrese).
Mittags isst dann die ganze Familie zusammen. Auf dem Tisch befinden sich traditionsgemäß Speisen wie Lammbraten, Kosunak, bunte Eier und Reisgerichte sowie Rotwein und selbst gebrannter Schnaps. Vor dem Essen findet meistens ein „ Eierpicken = Eierkampf“ statt, die Eier werden entweder Spitze zu Spitze oder Boden zu Boden gepickt. Wessen Ei am Ende unbeschädigt bleibt, wird das ganze Jahr über gesund bleiben.
Tipp: Vor der Kathedrale Alexander Newski in Sofia am Karsamstag kann man das Osterfest hautnah miterleben. Ostern in Bulgarien ist immer später als der katholische Ostern, so feiert man zweimal. Die Atmosphäre ist sehr friedlich und familiär.
Wie macht man ein Kosunak? Hier geht es zum Rezept